DAS BEWEGT MICH!
100 % Leistung 0 % Emission
Das erste, mit Wasserstoff betriebene Müllfahrzeug für Süddeutschland geht in Reutlingen in den Einsatz.
“Meine Mannschaft und ich sind stolz darauf, die Stadt Reutlingen bei der Erreichung ihrer Klimaziele zu unterstützen, sagte Dr. Johannes F. Kirchhoff, Geschäftsführender Gesellschafter der KIRCHHOFF Ecotec, zu der die ZÖLLER-KIPPER GmbH, gehört. Das Fahrzeug wurde speziell für den Einsatz in der Entsorgungswirtschaft entwickelt. Die KIRCHHOFF Ecotec ist derzeit der einzige Hersteller von Brennstoffzellen-Müllfahrzeugen.
Beim Brennstoffzellen-Müllsammelfahrzeug wird ein vollelektrisches Fahrgestell mit der sicheren Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technik kombiniert. Durch diese Kombination werden die Einsatzzeiten und Reichweiten von Fahrzeugen mit konventioneller Antriebstechnik erreicht. Die Reichweite des Brennstoffzellen-Müllsammelfahrzeugs der Stadt Reutlingen liegt nach Herstellerangaben innerstädtisch bei rund 370 Kilometern. In Reutlingen wird die Batterie für den Antrieb des Fahrzeugs mit 100 Prozent Öko-Strom aufgeladen. Die nächste Wasserstofftankstelle liegt im benachbarten Metzingen. Das neue Fahrzeug ist eines von insgesamt 14 Müllfahrzeugen der TBR und kommt in allen Entsorgungsbezirken zum Einsatz.
Dr. Johannes F. Kirchhoff (links) übergibt den symbolischen Fahrzeugschlüssel an TBR Betriebsleiter Stefan Kaufmann.
DAUMEN HOCH. Das ZOELLER-Team freut sich mit der TBR über die gelungene Übergabe. Wir wünschen allzeit gute Fahrt.
Das Juwel im Reutlinger Fuhrpark
Hoher Besuch bei der “Jungfernfahrt” des neuen “Juwels” im Fuhrpark der Technischen Betriebsdienste Reutlingen (TBR): “Es begeistert mich, wie sich baden-württembergische Kommunen für den Klimaschutz und die Energiewende einsetzen”, sagte Landes-Umweltminister Franz Untersteller, bei der Präsentation des ersten vollelektrischen Brennstoffzellen-Müllsammelfahrzeug Süddeutschlands auf dem Reutlinger Marktplatz.
Wasserstoff, das merkte die Pandemie-bedingt überschaubare Zuhörerschaft rasch, ist ein Herzensanliegen des Umweltministers: „Wir tun in Baden-Württemberg einiges dafür, das gesamte Themenfeld Wasserstoff weiter voranzubringen.” Ziel sei, das Land im nationalen und internationalen Vergleich als führende Region bei den Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien etablieren, um so schnell wie möglich Klimaneutralität zu erreichen. Insgesamt investiere Baden-Württemberg mehr als 100 Millionen Euro in den Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft. In einer “Wasserstoff-Roadmap” seien die künftigen Handlungsschwerpunkte benannt, die Ziele definiert und mit Maßnahmen unterlegt. “Bis zum Jahr 2030”, so Untersteller, “könnten so bis zu 16.000 neue Arbeitsplätze entstehen”.
In der Stadt Reutlingen gebe es seit Jahren erfolgreiche Bemühungen beim Klimaschutz und beim Mobilitätswandel, hob Oberbürgermeister Thomas Keck hervor. Im Fuhrpark der Stadt Reutlingen, der Stadtwerke und der Technischen Betriebsdienste Reutlingen seien bereits viele klimafreundliche Fahrzeuge wie Busse, Personenkraftwagen, Lastendreiräder oder eine vollelektrische Kehrmaschine im Einsatz. „Das Abfallsammelfahrzeug mit Brennstoffzellen-Technologie ist ein weiterer Baustein in unserer klimaorientierten Entwicklung in Reutlingen – und jetzt das Juwel in unserem Fuhrpark“, sagte Keck.
Die Energiewende zähle zu den größten Herausforderungen der nächsten beiden Jahrzehnte, so das Stadtoberhaupt: “Am 28. Juli 2020 haben wir angekündigt, dass die Stadtverwaltung einschließlich ihrer Gesellschaften und Eigenbetriebe bis spätestens 2040 klimaneutral sein will.” Seit vielen Jahren schon initiiere, konzipiere und realisiere sie daher konkrete klimaorientierte Projekte: “Mit dem Fahrzeug hinter mir sind wir wieder einmal sehr innovativ unterwegs – ein Abfallsammelfahrzeug mit Brennstoffzellen-Technologie in der Kategorie „Schwere Nutzfahrzeuge“ ist zwar kein Prototyp mehr, jedoch für einen dauerhaften Einsatz im Bereich der Abfallsammlung liegen weltweit noch keine Erfahrungen vor.”
Strom werde bei der Zerlegung von Wasser in seine Bestandteile als Energie im Wasserstoff gespeichert. Der Wasserstoff werde später in der Brennstoffzelle mit diesem Fahrzeug wieder in Strom zurückverwandelt, der dann genutzt wird, um das Fahrzeug zu bewegen und die Arbeit der Abfallsammlung zu gestalten – “Ein Energiekreislauf par excellence”, betonte der Oberbürgermeister.
“100 Prozent Leistung und null Prozent Emissionen sind die Ansprüche, die wir stellen müssen”, fasste TBR-Chef Stefan Kaufmann die Herausforderungen zusammen, die die moderne Abfallwirtschaft zu meistern hat. “100 Prozent Leistung, das bedeutet konkret die gleiche Leistung wie bislang mit dieselbetriebenen Fahrzeugen, also beispielsweise die Zuladung von zwei Mal zehn Tonnen eingesammeltem Abfall pro Sammeltour, das Entleeren von mehr als 900 Behältern und die Bewältigung von Strecken bis zu 100 Kilometern, kein Nachladen auf der Tour und die einfache und ortsnahe Energieaufnahme als Alternative zum Dieseltanken.” Bei einem ausschließlich aus einer Batterie gespeisten Elektromotor wäre die notwendige Batteriegröße so gewichtig, dass rund 75 Prozent des Abfalls auf der Strecke bleiben müsse: Aber hier bietet uns die Brennstoffzellen-Technologie eine Lösung, die auch unsere Leistungsanforderungen vollständig erfüllt”, so Kaufmann.
Fahrzeuge mit Brennstoffzelle seien in der Anschaffung nicht günstig, dieses hier koste 875.000 Euro inkl. MwSt. und sei damit nahezu drei Mal so teuer wie ein konventionelles Abfallsammelfahrzeug: “Dennoch erwarten wir nahezu keine finanziellen Mehrbelastungen – auch, weil 90 Prozent der Mehrinvestitionskosten vom Bund über das Sofortprogramm Saubere Luft durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit 550.000 Euro direkt bezuschusst werden”, so der TBR-Chef.
Quelle: TBR Reutlingen 17.03.2021